Ich bin & bleibe: SATAN !...

(Monolog des Teufels) - by: Hawk of Shadows
ins Deutsche übertragen von Palabros de Cologne


Es ist Mitternacht. Meinen schwarzen blutrot gefütterten Umhang lasse ich gemächlich zu Boden gleiten. Ich bin auferstanden. Alles Lebende verbeugt sich gehorsamst vor mir & erweist mir seine Ehrerbietung; denn:
ich bin auferstanden, um dieser Erde, meine dunkle Existenz in Erinnerung zu rufen.

Bäume lassen ihre Blätter fallen. Zweige verdorren & vertrocknen ringsum.
Bäche, Flüsse und Seen bilden über sich eine erstarrende schützende Eisdecke & erzitternd gefriert in der Pfütze der Schmutz. Das Grauen kriecht langsam über alles was lebt.

Unter meinem Tritt, verbrennt alles niedere Getier & Gewürm, was nicht flieht. Meine gierige Schwester, die Flamme des Feuers, getreu & eng meinem Fuße anschmiegend, frisst alles kahl, was mir seine Ehrerbietung verweigert.
Jeder Stein wird zermahlen zu Staub. Die einst so üppige Pflanzenwelt wird zur heiss- trockenen mörderischen Sand-Wüste. In meiner Brust beginnt es zu brennen, doch mein Atem versprüht einen eisigen Nebelhauch unter dem jegliches Leben erstarrt. Meinem mörderischen Blick ist nichts ebenbürtig. Der Duft der Verderbnis, das Aroma des Todes, schwebt in der Luft. Selbst der Mond wirft die silbernen Reflexe meiner beiden Hörner voller Abscheu und Grauen zu mir zurück.

Funkelnd wie Diamantennadeln stechen die zahlreichen Sterne wie giftige Nadelspitzen auf mich hernieder und können mir doch nicht das Geringste anhaben. Der Wind stöhnt wie ein einsam verendender Wolf, den sein Rudel im Todesschmerz qualvoll verlässt. Keines Blickes mehr würdigend. Kein einziger Kampfgefährte leckt nun mehr seine Wunden.

Ich erhebe mein Haupt. Laut und deutlich schreie ich meine Herausforderung in die stockdunkle Weite des endlosen Firmaments:
"Wer mag es mit mir aufnehmen?... - Wer wagt es, mir seine Hand zu reichen ?...
Wer will meiner Aufforderung zum Tanze Folge leisten ?... - Mit mir den "Tanz des Lebens"
zu tanzen, ihn zu tanzen: mit dem "Fürsten des Todes" ?..."

Mein stählerner Pferdefuß zerstampft einen Stein. Feurige Springende Funken nach allen Seiten, fliehen in den Schnee, wo sie zischend verlöschen. Ein kurzes Feuerwerk erhellt das Dunkel und der wuchtige Klang meiner düsteren Stimme läßt einige der alten kraftlos gewordenen Bäume zerbrechen. Ihr Tod wird mir zur Ehre.

Da. Ein sanftrotes Schimmern erscheint vom Walde her. Langsam kriecht es heran. Sie kommt. Ich spüre es. Ihr Pulsschlag erfüllt mein Innerstes. Wie süsser schwerer alter Wein durchströmt schon jetzt ihre baldige Anwesenheit meine Adern.

Es ist eine alte runzlige Frau. Sie kommt näher. Humpelnd, schlurfend, hinkend. Eine Hexe des Waldes. In zerschlissenenen wollene Decken dick verpackt, die sie wärmen sollen, schützen sollen gegen den Wind, gegen den Frost und jeglicher Art von Unwettern. Wie gebrechlich sie doch erscheint, wäre da nicht dieses magische Feuer in ihren Augen.

"ICH werde diesen Tanz tanzen !..." sagt sie.

Noch schlurfend dreht sie sich auf ihren wackeligen Beinen. Um ihren Rhythmus zu finden, beobachte ich gebannt jede ihrer Bewegungen und fange an meinen Körper im Gleichklang mit dem Ihrigen zu bewegen. Der Tanz beginnt. Um den Wald herum wirbelnd, verliert sie ihre Runzeln. Mit einemal wird sie jünger. Schritt für Schritt streift sie ihre faltige Haut herunter, schlangengleich entschlüpft sie ihrer ärmlichen Hülle, streift sie ab, und mit ihr wirft sie so einfach all die Jahre des Alters hinweg.

* *** *

Die Sterne funkeln in stiller Ehrfurcht, während der Mond sein kaltes Licht über uns ergießt. Schneller & immer schneller drehen wir uns in immer wilderem Tanze & unser Pulsschlag trommelt die Rhythmen dazu. Unsere Augen weiten sich & finden dennoch kaum Halt im Dunstschweiß unserer beiden Körper. Laut aufschreiend & lachend, drehen wir uns im Kreise, zum trommelnden Takt einer noch nie gehörten, einer noch nie komponierten, höllischen Urzeit-Melodie. Eingehüllt von den Dampfwolken unserer erhitzten Körper, bewegen wir uns eng umschlungen dem gefährlichen Abgrund entgegen.

Die Erde öffnet sich & ich nehme sie mit mir. Hinunter in die tiefsten Tiefen meiner Hölle. Während sie auf dem Wege ihre Schleier, einen nach dem anderen, Stück für Stück, fallen lässt. Immer weiter drehend - herumwirbelnd - bewegen wir uns immer tiefer und tiefer in ekstatischem Tanze hinab. Schließlich stehe ich am Ort meiner Macht und der Thron des Todes wartet still darauf, was weiterhin geschieht.

"Weib, Du magst nun mit mir zusammen den Thron des Todes besteigen, auf ihm herrschen & bei mir bleiben. Du magst diesen Tanz weitertanzen, so werde ich nicht in Qualen vergehen ohne Deine diabolische Schönheit. Und ich hätte Dich zu meiner Gesellschaft !...".

"Nein, denn ich liebe Dich nicht !...", antwortet sie mir.

Das Weib & seine strahlende Schönheit betrachtend, erwidere ich: "Weib, du hast mit mir getanzt, wie es noch keine vor Dir tat. - Was kann ich Dir also Gutes tun ?..."

Mit glühenden Augen antwortet sie mir: "Gib mir die Seele meines Sohnes zurück & lehre mich die Geheimnisse des Todes !..."

"Noch Keiner hat jemals danach gefragt; wieso wagst DU solches zu fordern ?..." donnere ich ihr entgegen.

"Diese Erde braucht meinen Sohn, weil er sie mit Leben erfüllt. Durch ihn erst bekommt der Frühling sein Licht & die Zuversicht; bekommt der Sommer seine Glut, und die Herbst-Ernte ihren Lebenszweck. Sie alle brauchen meinen Jungen. Und deshalb darf dieser Tanz niemals zuende gehen !..." so bittet sie mit weicher flehender Stimme.

"So knie nieder und erlerne die Weisheiten des Todes", flüstere ich still.

Und so erzähle ich ihr, von Kummer & Sorgen, von Freud & Leid, von Jugend & Alter und der ewigen Dunkelheit, alles lehre ich sie. Ich zeige ihr die höchsten Gipfel & die tiefsten Abgründe des Lebens und zuguterletzt dann: diesen erlösenden Schlummer des Todes.

* *** *

Und jetzt habe ich das Weib mit der Erde vereint. Nun wird sie schlafen, tief und fest. Sie wird vom Tanzen & vom Frühling träumen. Und der Keim in ihrem Bauch wird wachsen & gedeihen & wird Frucht bringen in eine neue Welt. Und sie und das Kind werden tanzen & und singen & älter werden. Vom Kinde hin zum Liebhaber & Gott ...wird es töten.

Und so wird es immer weitergehen, wird es sich immer wiederholen & und so wird sie einst wiederkommen, zu mir, in die Wildnis. Und wir werden tanzen; tanzen den Tanz des Lebens, immer wieder & wieder. Doch jetzt: genug der Worte, es werde wieder dunkel & still, und der Mond gehe unter & Ihr Winde heult & klagt. Ich aber gehe meinen Weg weiter - alleine !...

...und ich fürchte kein...

- E N D E -



© - Created by Palabros de Cologne 1998


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